Etwa um das Jahr 1280 dürfte
hier auf diesem Platz ein zur Herrschaft Oberkindberg zinsendes Bauerngehöft
gestanden sein. Der erste Lichtenegger war offensichtlich, wie auch seine
Nachbarn, ein Bauer. Sogar seine Zinsleistungen sind bekannt und betrugen
jährlich 8 Metzen Hafer, 1 Schwein, 1 Lamm, 1 junges Huhn, 15 Eier, 1 Laib
Käse, 2 Bündel Leinwand und 6 Pfennige.
Ein Rudolf Lichtenegger, der
mit seiner Frau Anna um das Jahr 1346 hier lebte, war schon ritterlichen
Standes und von niederem Adelsstand. Er diente seinem Herzog mit Ross und
Harnisch.
Im Jahr 1363 scheint dessen
Sohn Peter Lichtenegger erstmals urkundlich auf. Aus seiner Ehe mit Kunigunde
entsprangen vier Kinder.
Ihr Sohn Hans der
Lichtenegger erhielt am 3. Februar 1395 von den steirischen Herzögen Wilhelm
und Albrecht die Erlaubnis: "....seinen
obristen Hof zu Liechtenegg zu erhöhen und zu befestigen, sowie ainen oder zwen gemauerte Stokh aufzubauen".
Er versprach dafür, diesen Hof als rechtes
Lehen der Herzöge zu halten.
Diese zwei gemauerten
Stockwerke waren wohl der Beginn der späteren größeren Burganlage. Der Burgenbau
begann, mit dem heute noch stehenden, 22 Meter hohen Wohnturm. Nach und nach wurden
diverse Gebäude erbaut. Zwei spätgotische Fenster im Burgfried, Schlitzscharten
und ein vermauertes Rundbogentor verweisen auf die Übergangszeit von der Gotik
zur Renaissance. Zum Schutz wurde ringsum, vermutlich zur Zeit der
Türkeneinfälle, eine Ringmauer errichtet. In dieser wurde beidseitig ein
Torturm eingefügt. Der davor liegende Berghals wurde durchstochen. Über den so
entstandenen Graben wurde eine Zugbrücke gelegt. Noch heute sind die Öffnungen
für die dafür notwendigen Kettenzüge erkennbar.
Von Kämpfen um Burg
Lichtenegg weiß die Geschichte nichts zu berichten. Vielmehr dürfte sie immer
als Schutzburg, bei feindlich durchziehenden Brandschatzern und Dieben der
Bevölkerung der Umgebung als Zufluchtsort gedient haben.
Unter wechselnden Besitzern
überdauerte die Burganlage die Jahrhunderte.
1757 wurde die Gutsverwaltung
in das Schloss Oberkindberg verlegt. Nicht mehr bewohnt begann ihr Niedergang.
1792 brannte die naheliegende Stadt Bruck an der Mur fast zur Gänze nieder. Der
damalige Besitzer Reichsgraf Franz A. Inzaghy erlaubte den geschädigten
Bewohnern die Gewinnung von Baumaterial aus der Burg. Ohne Dach und Fenster war
Lichtenegg Wind und Wetter ausgeliefert und dem Verfall preisgegeben.
Vermutlich war auch das Wegfallen von Steuerpflicht für Gebäude ohne Dach ein
Hintergedanke dabei.
Um dem weiteren Zerfall
Einhalt zu gebieten, wurde im Jahre 1929 von Oberlehrer Richard Antauer aus
Bruck an der Mur ein Verein zur Erhaltung der Burgruine Lichtenegg ins Leben
gerufen. Seither bemühen sich in dankenswerter Weise viele Freiwillige und
Engagierte um das Schicksal dieses mittelalterlichen Kleinods und Wahrzeichen
von Wartberg im Mürztal.
Zusammengestellt nach Quellen
von Richard Antauer, Wilhelm Illmaier, Hans Pirchegger, Robert Baravalle und O.
Pickl von OSR Dir. Franz Klopf